Montag, 24. März 2008
Die Wohlgesinnten in der Blogosphäre
Hier erstmal eine kleine Auswahl. Lesen muss ich die einzelnen Beiträge selbst noch, daher noch keine inhaltlichen Kommentare an dieser Stelle:
Der Blog Die Dschungel. Anderswelt. beginnt seine Lesenotate mit diesem Beitrag. Bei Salomes Bücher beginnt Esther hier ihr Lesetagebuch. RomArtLog liest nicht selbst, verweist aber in zwei Beiträgen auf die verschiedenen Pressereaktionen. Ein positives Urteil über den Roman kann man auf dem Blog im blickfeld lesen.
Lesetagebuch, Max Aue trifft Thomas (S. 79)
Es ist eklig und makaber! Während nebenan vergewaltigt, gefoltert und gequält wird, sitzt Max Aue mit einem Hauptmann beim Kaffeeplausch oder trifft sich mit anderen zu gutem Essen und Wein, wobei sie über den "gerechten Volkszorn" lachen (S. 93). Gemeint sind die Massaker an Juden und Bolschewiken zu denen die Ukrainer von den Deutschen angestachelt wurden. Hier trifft die Aussage, das Werk sei pornographisch, ganz gut!
Max Aue trifft Thomas, den er aus Berlin kennt und mit dem er gemeinsam in Frankreich war. Am Verhältnis der beiden lässt sich Aue ein wenig charakterisieren. Er wird als ehrlich und pflichtbewusst dargestellt. Ein Naivling, der seinen Dienst gut tun will und nicht damit rechnet, dass "man augerechnet Juristen auswählen würde, um Menschen ohne Prozess zu umzubringen" (S. 88). Hat nicht Max Aue im Prolog noch gesagt, er wolle keine Rechtfertigung und Entschuldigung seines Handelns abgeben?
Der Antisemitismus, so vermittelt es Littell, wird bei ihm rein durch der Propaganda seiner Vorgesetzten geweckt, da den Juden für alle möglichen Dinge die Schuld gegeben wird. Solche Züge verstören mich als Leser. Einerseits weiß ich, dieser Mensch ist ein skrupellloser Massenmörder, andererseits lese ich seine Geschichte, immerzu aus seiner persönlichen Perspektive, komme also gar nicht umhin mit seinen Augen zu sehen.
Thomas, der alte Kamerad, dessen Erscheinen den Icherzähler zu einem Rückblick veranlasst, ist nichts anderes als eine karrierefixierte Nazisau! Er hat keine Probleme mit der Wahrheit, schreibt seinen Bericht über Frankreich, anders als Aue, so wie Heydrich ihn gerne zu hören bekommt. Dafür wird er mit Beförderungen und "guten" Posten belohnt! Später holt er dann Aue für den Russlandfeldzug wieder ins Boot. "Du wirst sehen, es wird lustig." sagt er zu ihm. Lustig!? Aue, in seiner postfaschistischen Reflektion: "So vergrößert der Teufel sein Reich, so und nicht anders." (Beides S. 88). Auch darin wieder ein trickreicher und professioneller Griff des Autors Littell, dem Leser einen Funken Sympathie für den Mörder zu suggerieren.
Max Aue bewundert Thomas, fühlt sich zwar manchmal verletzt von dessen Zynismus, andererseits empfindet er im auch häufig erfrischend. Das übrigens, Aues Gedanken, als Thomas ihm kurz zuvor über die tatsächlichen Umstände der Pogrome aufgeklärt hatte. Thomas Hauser hatte er kennengelernt, als er in Berlin beinahe wegen seiner Homosexualität Probleme bekommen hatte. Thomas musste ihn nur etwas erpressen, ihm die bevorstehenden Unannehmlichkeiten darlegen, und Aue entschloss sich zum Eintritt in den SD.
[weiter zum 3. Teil]
Sonntag, 23. März 2008
Top 100 der Musikvideos

Markus Kavka präsentiert im Magazin Zuender der Zeit seine Top 100 der Musikvideos, die man sich auch alle auf YouTube anstehen kann. Sehr schöne Sammlung! Viel Spaß beim gucken...
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Bildquelle: www.zeit.de
Die Wohlgesinnten, Lesetagebuch eröffnet!
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, in welcher Form ich mein Lesetagebuch in diesem Fall gestalten werde. Sonst hatte ich immer kurz den Inhalt wiedergegeben und dazwischen meine persönlichen Eindrücke und Leseerfahrungen platziert. Das ist zum Einen wegen des mächtigen Umfangs von Littells Roman schwierig. Vor allem aber, weiß ich nicht, ob ich, angesichts der schrecklichen Verbrechen, die in dem Buch minutiös geschildert werden, und der Tatsache, dass der Protagonist selbst einer der Verbrecher und Mörder ist, mit dieser, gewohnten Form der Darstellung einverstanden sein kann und ob sie mir sinnvoll erscheint. Ich denke da werden sich einige Konflikte auftun. Trotzdem möchte ich das Buch behandeln. Als literarisches Werk, aber auch in Bezug auf die Verbrechen des Holocaust, die hier als fiktive Erzählung erscheinen. Ich werde es als work in progress selbst erfahren müssen.
Der Roman Die Wohngesinnten beginnt mit einer Vorrede, von Littell Toccata genannt, des altgewordenen Max Aues. Wie in einem einzigen, teilweise wirren Gedankenstrom berichtet der Icherzähler, wieso er jetzt im Alter, wo er doch beruflich gefestigt und unbescholten, seinen Posten in einer französischen Fabrik hat, diesen Lebensbericht schreiben möchte. Er will sich nicht entschuldigen, nicht rechtfertigen, nicht erklären, das sagt er, doch genau das versucht er. Indem er jede persönliche Schuld von sich weißt, darauf besteht, dass jeder andere auch so gehandelt hätte. Er schweift über die Philosophie, über seine pedantischen Rechnereien, wie viele Tote der Krieg pro Woche, pro Tag, pro Stunde und Sekunde gefordert hatte, hin und her, persönliche Erfahrungen gemischt mit allgemeinem Gerede. Und immer wieder: Ich bin wie Ihr!
Jetzt werden wir LeserInnen hineingeworfen in das Kriegsgeschehen der Ostfront, und mit uns, so erscheint es, einige junge und unerfahrene SS-Offiziere unter denen sich Max Aue befindet. Nahe bei Lemberg, zu Beginn des Kriegs gegen die Sowjetunion, soll ihnen das Töten gelehrt werden. Schon hier, erschreckende, grausame Szenen: Ein Massaker hat stattgefunden, ob von der Sowjetarmee oder der Wehrmacht verübt, die Juden sollen es gewesen sein, und für jeden Toten soll einer erschossen werden. Zu zweit, kein Schütze soll sich persönlich verantwortlich fühlen. Die will auch keiner übernehmen. Als der Standartenführer Bobel im Fieber, betrunken ausrastet und ins Krankhaus gebracht wird, will keiner das Kommando übernehmen.
Für den "Vergeltungsakt", die Erschießung von über tausend Menschen, sollen diejenigen genommen werden, die sich freiwillig auf die Plakataushänge melden, die zur Versammlung der ansässigen Juden aufrufen. Max Aue findet das ungerecht! Die Feiglinge kommen davon, diejenigen aber, die guten Willens "den Worten des Deutschen Reichs glaubten" würden sterben! Auch, dass er selbst den Befehl erhalten hatte, nach Lemberg zu fahren um beim Brigadeführer Befehle zu empfangen, wurmt ihn, da er sich seiner Verantwortung nicht entziehen möchte. Wenn Erschießungen stattfinden sollen, will er sich der Pflicht stellen!
Dagegen fährt er am frühen Morgen nach Lemberg, das wenige Tage zuvor von der Wehrmacht eingenommen wurde. Blutige Szenen werden dargestellt, Menschen werden gequält und vergewaltigt, Häuser wurden geplündert. An einer armendischen Kirche vorbekommend, bittet ihn ein Priester um Hilfe, da Ukrainer über in der Kirche Schutz suchende Juden hergefallen sind. Aue tut nicht viel, jedoch erreicht der Priester mit seiner Anwesenheit das Ende der Torture. Für die meisten zu spät. Aue hilft einen schwer verletzten Menschen auf eine Bank zu legen, spricht kurz mit dem Priester, dann wendet er sich ab und geht weiter.
[weiter geht's hier]
Freitag, 14. März 2008
So viel Zeit, vorbei....
Nun mal wieder, soviel Zeit muss sein, zurück zu Frank Goosens Roman. Hier geht’s zum ersten und zum zweiten Teil meiner bisherigen Lesenotizen.
Anscheinend hatte ich, ganz unbewusst, beim letzten Mal meinen Lese- und Berichtstopp genau an der richtigen Stelle gemacht. Zumindest für mein persönliches Empfinden. Zwar war auch vorher die Story interessant und unterhaltsam, aber ich konnte und wollte doch nicht ganz verbergen, dass es mir im ganzen doch ein bisschen zu sehr inszeniert und gekünstelt wirkte.
Genau an der Stelle jedoch, an der ich nach meinem Umzug das Lesen wieder aufgenommen hatte (es war Kapitel 25) gewinnt der Roman noch mal richtig an Fahrt und wird im letzten Drittel ziemlich toll. Seltsam eigentlich! Ich war bisher der Ansicht, wenn die ersten 100 Seiten es nicht packen wird es auch der Rest nicht schaffen. Obwohl ich trotzdem leider zu oft dazu neige, etwas Angefangenes auch zu Ende bringen zu wollen. Also, beim Lesen von Romanen, woanders kann standhafte Ausdauer doch ziemlich hilfreich sein. Nun bei der Fülle von Romanen frage ich mich oft, wieso ich eigentlich noch immer an demjenigen lese, der mich doch schon seit Tagen quält! Ganz schön mutig Herr Goosen! Ich kann nur allen empfehlen in diesem Fall, auch wenn es einigen auf den ersten Seiten ähnlich gehen mag wie mir, weiterzulesen, das Ende wird sich lohnen. Für mich jedenfalls. Ich wäre froh dazu auch die Meinung von anderen zu hören.
Und woran liegt’s? Geändert hat sich doch eigentlich nicht viel. Noch immer versuchen ein paar Mittvierziger mittels einer Rockband ihre verblasste Jugend wieder zu beschwören. Aber genau das wird eben jetzt auch im Roman zum Thema. Das genau dieses zurückholen der Jugend eben so nicht geht. Und so werden die Jungs dann doch noch authentisch. Rainer bekommt von seinem Sohn David eine Belehrung, dass das alte Rocker-Shirt aus Teeny-Zeiten gar nicht geht, und sieht es ein.
Kurz darauf die ersten Auftritte. Alles nur Übung für den einen Großen: Das Klassentreffen! Aber egal! Der erste läuft gleich wie geschmiert. Was nicht an der Qualität der Musik liegen muss, sondern viel mehr an der Dumpfheit der Bespielten. Ein Tennisclub erhält die Ehre! Aber immerhin! Bulle landet gleich ganz schwer bei einer Dame namens Angelika und fängt mit ihr was an. Nicht ohne Schwierigkeiten, da noch immer Schuldgefühle gegenüber seiner an Krebs gestorbenen Frau an ihm nagen.
Mittlerweile hat sich bei Konni zuhause – der übrigens anders als zuvor einmal vermutet katholische Religion und Bio unterrichtet. Mit Deutsch lag ich also daneben. – eine Rocker-WG entwickelt. Thomas der Ärger mit seiner Freundin hatte, Rainer, nachdem er seine Frau nun doch wirklich mit einer anderen betrügt und natürlich Ole. Konni übrigens, angetrieben durch sein gestärktes Ego nach dem ersten Auftritt, schnappt sich seine Kollegin Ursula und hat damit auch wieder was am Laufen. So tut sich bei fast allen etwas in der Liebe. Allen bis auf Ole. Der hat anscheinend ohnehin mehr davon anderen beim Leben zuzusehen als selber mitzuspielen.
Eines ist jedoch entscheidend und hier liegt auch der Grund, weswegen mir das letzte Drittel so gut gefällt: Die Charaktere werden gerade jetzt am Ende richtig lebendig, echt und authentisch. Jeder einzelne von ihnen erhält ein Gesicht und wird damit sympathisch. Konni, der mutlose Lehrer, dem die Band neue Kraft gibt. Rainer und Bulle, die beiden eher starken und gefestigten Persönlichkeiten in der Runde lösen sich von vergangenem. Bulle nimmt Abschied von seiner verstorbenen Frau und Rainer löst sich aus einer Beziehung die schon lange zerstört war.
Thomas ist ein unsicherer Charakter, ähnlich wie Konni. Er fühlt sich ohnehin ein wenig am Rande, da er jünger ist als die anderen und viele Erinnerungen nicht mit ihnen teilt. Getrennt von seiner Freundin und beruflich erfolglos, verliert er zunächst alle Kraft. Auch die Band ist für ihn nicht der Antriebsmotor, anders als bei den anderen. Erst als Corinna am Ende wieder auf ihn zugeht – er selbst hatte sich das zuvor nicht getraut – gibt ihm das die Kraft wieder zu schreiben. Und Ole? Er ist der verschlossenste Typ. Erst ganz am Ende wird ein Geheimnis um ihn Preis gegeben, das schon seit Jahren an ihm fraß und ihn mit Schuldgefühlen plagte.
Ja und was noch: Ach ja, der Titel und damit auch irgendwie das Motto des Romans erhält in diesem starken letzten Drittel mächtig Rückenwind. So bedauert Angelika So viel Zeit die sie an der Seite eines anderen verbrachte. Brigitte dagegen hat Angst vor So viel Zeit die ihr noch bleibt, jetzt da sie von Rainer betrogen und verlassen, nurmehr als Mutter, anstatt als Frau, im Leben zu stehen meint. Und auch für die Jungs selbst wird So viel Zeit zunehmend zum Thema. Das wird ihnen spätestens beim Klassentreffen endgültig klar. Ziemlich fremd sind ihnen viele andere, auf deren Wiedersehen sie sich zuvor gefreut hatten, geworden. Wen wundert’s? Wohl eher die übliche Erfahrung der meisten Klassentreffen.
Fazit: So viel Zeit ist es nicht die man mit dem Roman verbringen muss. Er liest sich sehr gut und schnell. Wenn man sich denn die Zeit dafür nimmt. Wie ich anhand meiner Beiträge hier sehe brauchte ich einen ganzen Monat dafür. Wie gesagt, den Anfang fand ich etwas schleppend und konstruiert, jedoch macht das Ende richtig Spaß. Also diesmal am Ball bleiben, es lohnt!
Die Einheit der Projekte
Vor einiger Zeit hatte ich mir mal ein paar Gedanken übers Bloggen und darüber wie es hier weitergehen soll gemacht. Um ein bisschen mehr Struktur und thematische Ordnung zu erhalten, habe ich mich entschieden das ganze auf mehrere Projekte zu verteilen.
Das ist der eine Grund, ein anderer ist, dass ich auch mit anderen Anbietern Erfahrungen sammeln wollte um mit einen Überblick über die unterschiedlichen Features zu ermöglichen. Gewagt, mögen vielleicht einige denken, wo doch viel frequentierte und häufig aktualisierte Blogs meist nicht nur von einem, sondern von mehreren Verfassern mit Inhalten gefüttert werden. Wie will ich es alleine schaffen auf mehren Blogs ständig neues zu schreiben, was sicherlich wichtig wäre um im Ranking der Blogsphäre einen Platz an der Sonne zu erhalten.
Doch mein Anspruch ist eben ein anderer. Ich schreibe daher vielmehr in recht loser Reihenfolge, mal hier mal dort, für mich selbst und alle Interessierten. Nicht auf die Häufigkeit der Einträge kommt es an. Dank verbesserter Suchmaschinen, die sich aufs Suchen in Blogs spezialisieren steigt außerdem die Hoffnung, dass auch nach längerer Zeit ein bestimmter Eintrag zu einem Thema bei Interesse noch gefunden wird.
Worum handelt es sich nun? Die Teilnehmenden Beobachtungen, der Blog auf dem wir uns hier befinden, soll, wie wohl in der letzten Zeit schon klar geworden ist, thematisch dem kulturellen Leben gewidmet sein. Natürlich nicht dem gesamten, sondern lediglich dem kleinen Teil den ich mir aus der Masse picke und für kommentierenswert empfinde. Die Auswahl spiegelt teilweise mein Interesse, teilweise ist sie sicherlich auch zufällig. Denn wie könnte ich auch nur, in dem auf mein Interesse stoßenden Teil des Ganzen, irgendeine Vollständigkeit erreichen? Ich möchte zunächst kommentieren, freue mich aber sehr über jede Diskussion die sich ergibt, hier und im Kontakt mit anderen Blogs.
Daneben habe ich auf Wordpress zwei Blogs eingerichtet. Auf diesem hier, wollte ich zunächst einen Raum schaffen, um meine Bookmarks bei delicious über den knappen Raum der dortigen Textbox hinaus zu kommentieren und vielleicht sogar diskutieren. Das werde ich auch sicher tun, daneben aber sollen dort ab sofort auch alle weiteren politschen und gesellschaftlichen Themen des Tagesgeschehens kommentiert werden, die auf mein Interesse treffen.
Der zweite, Schichtstufen, bis jetzt noch eher spärlich bepostet, soll spezieller den – im weiteren Sinne – geographischen und/oder wissenschaftlichen Themen vorbehalten sein. Ähnlich wie auf diesem hier, will ich dort Bücher besprechen und zusammenfassen. Eigene Essays zu verschiedenen Themen sowohl physischer als auch sozialwissenschaftlicher Geographie. Aber auch all das, was mich aus anderen Richtungen interessiert. Politik ganz sicher, Soziologie, Ökologie, Philosophie und was auch immer.
Hört sich verwirrend an? Hm, ich hoffte eigentlich ein bisschen mehr Überblick zu bekommen. Nur werden sich sicherlich oft auch Beiträge thematisch überschneiden. Die werde ich dann spiegeln, oder jedenfalls verlinken. Ist doch super, immerzu fleißig für mich Selbst zu werben! Vorerst bleibt es bei dieser Ordnung, ich werde sehen wie es sich entwickelt. Ein Projekt ist ja auch immer ein Versuch. Zu finden sind die beiden anderen Blogs ab sofort in meiner Blogroll. Viel Spaß beim Lesen!
Mittwoch, 5. März 2008
Kurzer Zwischenstopp
Sonntag, 2. März 2008
Samstag, 1. März 2008
Musiktipp des Tages!
Anclicken und bei last.fm landen. Viel Spass beim Hören! Und hier geht's zum Bandprofil auf myspace.
So viel Zeit, Lesetagebuch - Teil 2
So viel Zeit ist, soviel kann ich jetzt nach etwas über 200 Seiten sagen (ja, wie gesagt, ich lese langsam und gemächlich!) ein witzig geschriebener Unterhaltungsroman. Das ist nicht abwertend gemeint, mir gefällt das Buch, vom Hocker reißt es mich allerdings nicht und ich bin auch nicht regelrecht gefesselt. Was man ja auch am Lesefortschritt bereits erkennen kann.
Die 4 Jungs - die sie gerne noch wären mit ihren 40 Jahren und mehr - beschließen also die Rockband zu gründen, von der sie schon im Teenageralter geträumt hatten. Das fünfte Mitglied und damit der unersetzliche Part einer "richtigen Rockband" muss allerdings erst aus Berlin geholt werden. Ole, der schon frühere Kopf der Clique und auch in der Band wieder der heimliche Leader, schlägt sich mittlerweile in Berlin mehr schlecht als recht durchs Leben. Ein Kind mit einer Frau die nichts von ihm wissen will, er selbst lebt in einem Prenzelberger Hinterhaus von Hartz IV, seine Matraze auf zwei Paletten und die Unterhosen noch aus der Teenagerzeit. Irgendwie hört sich das leider ein wenig klischeehaft an und so ist es auch.
An dieser Stelle kann ich auch die anderen mal kurz charakterisieren. Im Jokers Bücher-Wiki schreibt jemand, sie steckten nicht in einer Midlife Crisis. Nun, ein schwammiger, und wie ich finde dämlicher, Begriff ist das ohnehin, aber wenn er irgendeinen Inhalt hat, dann trifft er auf einige der Jungs garantiert zu. Also Midlife Crisis, na klar!
Rainer, gut verdienener Steuerberater, Haus, Ehefrau Brigitte und zwei Kinder (Tocher und Sohn). Eigentlich könnte alles gut laufen, doch Brigitte nagt an zunächst unbegründeter Eifersucht und auch insgesamt wirkt die Familie ein bisschen entfremdet. So fängt Rainer irgendwann eine Affäre mit der Auszubildenen seiner Steuerkanzlei an, wohl um seiner Frau endlichen einen Grund für ihre Eifersucht zu geben. Und zu einem echten Rochstar gehört eben Sex mit jungen Damen genauso dazu wie Zigaretten und Alkohol. Dass sie es drogentechnisch dabei belassen wollen, hatten sie während der Bandprobe entschieden.
Bulle, Arzt in der Krebsstation irgendeines Krankenhauses. Seine Frau Marianne ist vor einiger Zeit selbst an Krebs gestorben. Das frisst an ihm. Er hat seine Frau geliebt, vermisst sie und hat diffuses Schuldgefühle weil er ihr nicht helfen konnte. Seine beiden Töchter leben bei ihm und neuerdings auch der aus Berlin zurückgeholte Ole.
Konrad Beckmann, besser bekannt als Konni, Deutsch- und Religionslehrer (wenn ich mich richtig erinnere). War gerade mitten am Hausbau als seine Frau in wegen eines anderen verlassen hatte. Jetzt sitzt er da, die halbfertige Hütte, ohne Frau und einigermaßen deprimiert. Eine junge Kollegin interessiert ihn ein wenig, doch traut er sich noch nicht so richtig an sie heran.
Und zuletzt Thomas, der etwas jüngere, nicht aus der ursprünglichen Schulclique stammende, aber jetzt treuer Doppelkopfkollege und neuerdings Bandmember von Mountain of Thunder (der verunglückte Name der Band). Er war einmal etwas erfolgreich als Romanschreiber. Doch die Zeiten sind vorbei, jetzt hält er sich mit literarisch wertvollen Bildbeschreibungen für Pornoheftchen oder Internetbildergeschichten über Wasser. Mit seiner wesentlich jüngeren Freundin Corinna läuft es, abgesehen vom Sex, auch nicht besonders. SIe stresst gerne mal rum, wenn er mit seinen Kumpels Doppelkopf spielt und dabei geraucht und getrunken wird.
Und da stehen wir jetzt. Mitten in der Geschichte. So langsam wird das mit der Musik auch was. Mountain of Thunder haben ein paar Stücke drauf und wollen sich demnächst an den ersten Auftritt wagen um sich vorzubereiten auf den großen Gig beim Stufentreffen der alten Gymnasiums.
Wie gereits gesagt, der Roman liest sich gut und ist stellenweise auch richtig witzig. Bietet auch interessante Einblicke in Männerfreundschaften und deren Gedanken und mögliche Probleme im fortschreitenden Alter. Der Kampf gegen das Alter und der Versuch die Jungend zurückzuholen. Was soll das sein, wenn keine Midlife Crisis? Fühlt sich nicht sogar der jüngere Thomas an einer Stelle seltsam, weil er darüber nachdenkt, dass er vielleicht die Hälfte seines Lebens schon gelebt hat ohne bisher großes erreicht zu haben. Er dachte dabei gerade über eine Alternative zu Klitoris und Kitzler nach.
Was mich etwas stört an der ganzen Sache: Es ist alles ein wenig klischeehaft. Die Jungs fahren nach Berlin und bekommen an der Raststätte Ärger mit ein paar Proleten die sie dann jagen und am nächsten Stopp gibt's ne kleine Schlägerei. Ja sicher! Sehr glaubhaft. Aber ein paar Handgemenge dürfen in einer echten Rockband eben auch nicht fehlen!
Soweit bisher, mal sehen was die letzten 150 Seiten bringen...
[und weiter zum Ende, dem 3. Teil]
Freitag, 29. Februar 2008
Wohlgesinnte Rezensionen?
Iris Radisch watscht den Roman in der Zeit auf ganzer Linie ab. Die sprachliche Qualität sei schlecht bis miserabel, dazu der Schreibstil primitiv. Littell leiste mit seinem Roman weder einen Beitrag zum Verständnis der Täterseele noch böten seine "detail- und dokumentengetreuen" Darstellungen der NS-Verbrechen etwas Neues zur Geschichtsforschung. Ein ähnlich dämliches Argument des Historikers Ulrich Herbert zitiert auch Klaus Theweleit in seinem FAS Artikel: Littells Roman würde nichts Neues zur Forschung beitragen. Nun, das ist doch einmal ein schlagendes Argument gegen einen Roman! Und das von einem Historiker. Ist es nicht dessen Fachgebiet wissenschaftliche Forschung zu betreiben und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Ein Romancier bedient sich dieser als Quelle und Inspiration, wird aber wohl kaum Neues zur Forschung beitragen. Dies zu fordern ist schon ein ziemlicher Unsinn!
Zwar sind sich fast sämtliche Kritiker darin einig, dass es sich um einen grässlichen, grauenvollen und pornographischen Roman handelt. Alle die das Buch gelesen haben fühlen sich abgestoßen und angewidert, doch liegt doch gerade auch darin der Zweck und das Ziel des Romans. Warum sonst wird aus der Perspektive des SS-Offiziers berichtet. Das hier kein Held sondern allenfalls ein ekelhafter Antiheld als Protagonist auftaucht müsste jedem klar sein!
Vielleicht zeichnen am Falle dieses Romans gerade die abwehrensten Haltungen viel mehr ein Bild deutscher Verdrängungsmechanismen, als dass sie ein qualitativ gutes Urteil bieten. So würden zum Beispiel die ersten 300 Seiten sehr wohl verdeutlichen wie eng der Zusammenhang zwischen Judenvernichtung und militärischen Operationen war. Dies bleibt jedoch fast überall unerwähnt. Wollen vielleicht einige lieber an der strikten Trennung von Vernichtung und Wehrmachtskrieg festhalten?
Eine weitere weitere Schwierigkeit bereitet einigen Lesern wohl, dass Max Aue, der erzählende SS-Offizier, nicht als scheußlich rohes Mordmonster, sondern als gebildeter Charakter gezeichnet wird. Widerspricht dieses Bild so sehr dem Wunschbild eines sadistischen Täters, mit dem man sich viel leichter abfinden könnte? Iris Radisch schreibt, Max Aue sei eine völlig unrealistische fiktive Darstellung. Einen SS-Offizier wie Max Aue hätte es nicht gegeben. Mag sein! Sicherlich ist er konstruiert und sicherlich spiegelt er bestimmt nicht "den Prototypen" eines NS-Verbrechers. Aber sind es nicht gerade die abstoßenden Widersprüche die uns Leser zur eigenen gedanklichen Arbeit verleiten?
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Hier habe ich noch ein paar weitere Beiträge zum Buch zusammengestellt. Bei Gelegenheit werde ich auch hier auf den einen oder anderen noch eingeben:
Klaus Harpprecht, Der verklärte »Boche«
Harald Welzer, Am Ende bleibt die Faszination
David Hugendick, «Und wann kommen die Nazis?»
Thomas Steinfeld, Ein schlauer Pornograph
Georg Klein, Die Bosheit der Toten
Wolfgang Schneider, In der Seele eines Täters
Donnerstag, 28. Februar 2008
Jonathan Littells, Die Wohlgesinnten

Mit den verschiedenen Rezensionen will ich mich hier in den nächsten Tagen noch einmal auseinandersetzen. Ich hoffe, ich habe nicht alle schon dem Altpapier überlassen bzw. finde sie im Netz wieder.
Der eigentliche Auslöser, das Buch, trotz der schlechten Kritiken doch lesen zu wollen, war eine Rezension von Klaus Theweleit in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Zwar fand auch er die Lektüre quälend, zeigt jedoch ein paar Aspekte des Romans auf, die mein Interesse wecken.
Zwar kann ich mir gut vorstellen, dass auch ich wenig Gefallen an Littells Roman finden werde, um dies jedoch herauszufinden, habe ich mir das Buch heute besorgt! Ich werde dann also in den nächsten Tagen und Wochen ein wenig darüber berichten. Das kann bei 1400 Seiten allerdings etwas dauern, da ich mich nicht gerade als Schnellleser bezeichnen würde. Das liegt zum einen daran, dass ich einfach nicht besonders schnell lese. Und das andere: ich verbringe meist nur einen kleinen Teil meiner Lesezeit mit Belletristik. Muss schließlich studieren, nebenbei auch noch das eine oder andere Sachbuch zur Selbstbildung lesen und außerdem auch tagespolitisch auf dem Laufenden bleiben! Es ist schon ein Kreuz, so viel zu tun.... Na ja, ich werd mich jedenfalls dran versuchen und in gewohnter Manier hier meinen Senf dazu geben!
Bücher vernichten?
Doch trotzdem, wenn sich irgendwann der Bodensatz aus einer Reihe von mehreren Mängelexemplaraktionen - das sind die Bücher die immer für günstig Geld und trotzdem meist ganz ohne Schaden in den Eingangsbereichen der Buchhandlungen oder in speziellen Modernen Antiquariatsgeschäften, in großen Wühlkisten zu finden sind - gebildet hat, hilft oft auch weiteres runterzeichnen nichts mehr. Die Bücher will dann wirklich keiner haben.
So war auch heute wieder mal so eine Wegwerfaktion angesagt! Und obwohl ich weiß, die Schwarten sind echt der letzte Schrott - und das waren sie! - kann ich es niemals lassen, noch jeder Handvoll Bücher auf die Rücken zu gucken und kurz die Titel und Autoren zu überfliegen. Billigster Fantasieschund, Ratgeber von Ratlosen, Sandra, die Hexe, Leidensgeschichten und anderer Driss! Doch jedesmal muss ich dann wieder das eine oder andere Buch herausziehen, bei dem es mir nicht gelingen will es einfach wegzuwerfen. Diesmal: Everymen von Philip Roth, Gedichte von Thomas Gsella, Lessings Nathan der Weiße, Stücke von Péter Nádas und dann noch je eins von William Gibson sowie Bruce Chatwin.
Große Freude hat es dagegen gemacht eine ganze Reihe von Büchern eines gewissen Wolfgang Schäuble in die Papierpresse zu schleudern, denn die sind doch wirklich kein Verlust! Darüber scheinen sich die Menschem auch zunehmend im Klaren zu sein, denn die waren dann doch überdurchschnittlich oft vorhanden.
Mittwoch, 27. Februar 2008
Spex-Interview mit Claude Lanzmann

In der aktuellen Spex-Ausgabe (Nr. 313, März/April) gibt es ein umfangreiches Interview mit Claude Lanzmann, dem Regisseur des 9 stündigen Holocaust-Dokumentarfilmes Shoah. Das war auch der Anlass wieso ich mir die Ausgabe gekauft habe und es hat sich mehr als gelohnt. Ich selbst habe den Film zwar noch nicht gesehen, will es aber nach der Lektüre des Interviews bald möglichst machen. Anlass des Gesprächs war die gerade erschienene DVD-Fassung, daher wird es sich hoffentlich demnächst einrichten lassen.
Schon das Interview vermittelt einiges der Unfassbarkeit der Ereignisse. Lanzmann spricht mit der Spex über seine Bekanntschaft mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir, mit der er später verheiratet war, über seinen ersten Film Warum Israel, die Wahl des Namens 'Shoah' für das Filmprojekt und natürlich über das Drehen und den Film selbst.
Der Name 'Shoah', was im Hebräischen Naturkatastrophe bedeutet war zur Entstehung des Films im Nichthebräischen Raum noch unbekannt. Ein nichtssagender Name schien Lanzmann für das Unfassbare, Unbennennbare am besten geeignet. Außerdem erklärt er sehr einleutend, dass er den Begriff 'Holocaust', was im Hebräischen Opfergabe bedeutet, für den Film ungeeignet fand. Für ihn ein unverzeihlicher Fehler.
Die Liebe in Zeiten der Cholera...

Ort der Handlung ist Kolumbien Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter Kolonialverwaltung. Und die Story lässt sich auf den einen Nenner "rührselige Kitschromanze" zusammenfassen. Das edelmütige Muttersöhnchen Florentino verliebt sich in Fermina, die Tochter eines dumpfbackigen, tyrannischen Maultierhändlers der leider trotz oder vielleicht gerade wegen seines schlechten Charakters zu einigem Kapital gekommen ist. Dieser Vater bildet sich, ganz nach den gängigen Klischeebildern über Proletariatsreichtum, natürlich ein, seine Tochter müsse in die Aristokratenliga einheiraten um der Familie den ihr nun gebührenden Platz in der Gesellschaft zu sichern. Da kommt so ein lumpiger Schreiber eines Telegraphenamtes natürlich nicht in Frage, so wird alles unternommen um den Beiden die Liebe, die unerträglich und unsterblich geworden ist, obwohl sie sich bisher nur ein paar Briefe hin und her geschoben hatten, zu verwehren. Er schleppt seine Tochter auf's Land zu Verwandten wo sie ihren romantischen Quatsch vergessen soll!
Das macht Fermina dann auch nach gewisser Zeit, Florentino wird ihr in seiner unerschütterlichen Liebe unheimlich und zum 'Schatten'. So heiratet sie dann irgendwann lieber einen wohlhabenden Arzt 'der so gut riecht'! Nicht so unser Romeo, für ihn ist das Leben nur noch eins: die Liebe zu seiner 'gekrönten Göttin' (haha)! So frisst die Sehnsucht an ihm, er wird älter und älter, jedoch spart er sich auf, für den Tag an dem sie endlich die seine ist. Bis seine Mutter eingreift, die irgendwann das Unglück ihres Sohnes nicht länger ertragen kann, ihn von seinem Onkel, der Präsident der Flussschifffahrtsgesellschaft ist, an einen Ort, weit im landesinneren versetzen lässt.
Unterwegs auf dem Schiff kommt es zum Wandel: Der keuscher Romeo wird doch tatsächlich das Opfer einer schandhaften Nymphomanin, dei ihn in ihre Kammer zerrt und ganz dreist vergewaltigt! Was ihm nicht schlecht zu gefallen scheint, versucht er doch später im hin und her Wandeln vor besagter Kabine, die Situation zu wiederholen. Leider ohne Erfolg, die drei Schönheiten die sich dort einquartiert hatten gehen von Bord ohne wieder zuzuschlagen.

Auf geht's zurück, mit Schuldgefühlen geplagt, in die Nähe seiner Angebeteten! Dort wird jedoch bald seine andere Seite geweckt, denn auch in ihm steckt ein rechter Lüstling. So kommt er bis in hohe Alter, fit und aktiv, auf über 600 flachgelegte hübsche Damen, worüber er von Beginn an gründlich Buch führte. So geht's dann fort, sein Leben und das ihre (Ferminas), bis deren Arzt dann doch am Ende vor ihr stirbt - übrigens in einer Szene die auch am Anfang des Filmes steht - und Florentino seinen Tag gekommen sieht. Kurzum schmeißt der 72 jährige die nackte 20 jährige Schönheit aus seiner Hängematte um zur frischen Witwe zu eilen und seine ewige Liebe zu gestehen. Die schmeißt ihn raus und ist empört, was auch sonst. Doch mit seinen Briefen die er ihr in der Folgezeit schreibt gewinnt er erneut ihr Herz, so dass die Liebenden am Ende vereint auf einem seiner Schiffe - mittlerweile hat Florentino die Positon seines Onkels eingenommen und ist damit zu einigem Wohlstand gekommen - romatisch in der Kiste liegen und ewig durch die wunderschönen Landschaften Kolumbiens fahren können! Über das Boot hat der Kapitän extra die Choleraflagge gehisst, so dass die Reise ohne Passagiere und ohne Zwischenstop gehen kann. Hach, wie schön!
Und die Essenz von der Geschicht'? Dass Beharrlichkeit zum Ziele führt!? Na schönen Dank! Auf ein Ziel wie es im Film dargestellt wird, am Lebensende dann doch endlich die Erfüllung zu finden in Vereinigung mit dem ewigen und einzigen Objekt des Verlangens? Nö, viel zu langweilig! Dann doch lieber Erfüllung auf andere Art. Viel mehr ist es ganz schön erschütternd, wie Florentino dann am Ende endlich seine 'gekrönte Göttin', die nackte Fermina, vor sich stehen hat, die dann natürlich ihre Schönheit schon verloren hat. Und auch das zweisame Glück wird nur noch von kurzer Dauer sein.
Daneben streut der Film, entsprechend des Titels noch gelegentlich Sekundeneinblicke in die Zeiten und Schreckens des Bürgerkrieges und der Cholera mit ein. Schließlich muss der Name auch irgendwie noch seinen Sinn tragen. Dies jedoch wirklich nur in winzigen Passagen, es würde ja sonst das herzblutende romantische Gefühl der Zuschauer zu sehr belasten. Wie weit diese Thematik in Márquez' Roman vertieft wird weiß ich nicht und werde es wohl auch nie erfahren. Mit persönlich reicht der gestrige Einblick in das Leben Florentinos und Ferminas. Da nehme ich mir dann doch lieber demnächst das schon lange bei mir auf der Warteliste stehende Hundert Jahre Einsamkeit vor!
Wem der Sinn nach Schmacht und Schmotz steht sollte sich Die Liebe in Zeiten der Cholera ansehen, allen anderen ist dann doch vielleicht eher abzuraten (denen wird meine doch recht ausführliche Zusammenfassung sicherlich ausreichen), da auch die schauspielerischen Leistungen starkt zu wünschen übrig lassen. Wirkt alles sehr gestellt und künstlich. Gefühle werden nur klischeehaft dargestellt. Für Bollywood-Fans jedoch bestimmt genau das Richtige!
Sonntag, 24. Februar 2008
Musiktipp des Tages!
Viel Spass beim Hören! Auch die anderen Songs der Band kann ich nur empfehlen. Hier gehts zum myspace-Profil.
Freitag, 22. Februar 2008
Hagen Rether über Islambashing
Da teilnehmendes Beobachten nicht nur aus Lesen und Hören besteht, sondern auch das Sehen eine große Rolle spielt, hier mal wieder ein wirklich sehenswertes Video! Es ist Comedy aber leider auch sehr wahr, worüber Hagen Rether hier mit zynischer Komik berichtet.
Dienstag, 19. Februar 2008
Hörbuchnotizen, Spieltrieb
Juli Zeh "Spieltrieb"

Das Hörbuch besteht aus 4 CDs und wird durchgehend von der Schauspielerin Sascha Maria Icks mit sehr angenehmer Stimme gelesen. Dies allerdings ziemlich schnell. Anfangs brauchte ich eine Weile bis ich mich an das rasante Lesetempo gewöhnt hatte, da auch die Szenen der Handlung oft ein wenig springen. Aufmerksames Zuhören ist also Pflicht. Und selbst so werde ich mir einiges bestimmt wiederholt anhören müssen.
Die Story selbst und somit der Roman hat mich sehr fasziniert. Die Geschichte im groben kannte ich bereits, schließlich wollte ich das Buch seit Jahren einmal lesen und hatte in dieser Zeit einiges darüber gehört. Protagonistin ist die zum Beginn der Geschichte 13-jährige Ada. Ort der Handlung ist das Ernst-Bloch-Gymnasium in Bonn. Weitere wichtige Personen sind: Alev, ein Mitschüler Adas, Höfi und Smutek, Geschichts- bzw. Deutsch- und Sportlehrer. Daneben noch einige Nebenrollen, wie Adas Eltern, der Schulleiter sowie die Mitschüler Olaf und Odetta.
Ada ist eine unglaublich eloquente und hochintelligente Einzelgängerin. Völlig kühl betrachtet sie ihre Mitmenschen, ihr Leben und sich selbst. Gefühlregungen meint man bei ihr nicht zu finden, sie selbst sagt von sich, sie habe so etwas wie eine Seele nicht. Erst als Alev zum neuen Schuljahr, nun in der Oberstufe, in ihre Klasse kommt, findet sie diesen interessant genug, dass sich eine Art Freundschaft entwickelt. Olaf, ein Typ aus einer Außenseiterclique und Bandmitglied, mit dem sie zuvor eine kurze Beziehung hatte, war für sie mehr ein Objekt, an dem sie sexuelle Erfahrungen machen konnte. Alev scheint ein ähnlicher Charakter zu sein, was ihn ihr interessant macht. Auch er ist sehr intelligent und inszeniert sich im Unterricht von Beginn als als Außenseiter und Provokateur. Die beiden beginnen mit provozierenden Kommentaren mit dem Lehreren zu spielen. Besonders mit dem Geschichtslehrer Höfi, dem das geistige Kräftemessen gefällt.
Alev ist es dann auch der ihr von seinen Spieltheorien erzählt und sie auffordert ein gemeinsames "Spiel" mit dem Lehrer Smutek zu spielen. Er gewinnt sie schließlich dafür, indem er ihr ein paar Vorhersagen macht, und er dann das Geschehen so arrangiert, dass diese auch eintreten. Die beiden entschließen sich Smutek zu verführen, die Situation mit der Kamera einzufangen um ihn dann in der Hand zu haben, was ihnen dann auch gelingt.
Ada hatte zuvor auf einem Schulurlaub Smuteks, zunehmend von einer psychischen Krankheit geplante Frau, aus einem gefrorenen See gerettet. Seitdem fühlt sich Smutek auf irgendeine Weise für Ada verpflichtet und zu ihr hingezogen. So ist es für sie leicht, ihn für Alevs "Spiel" zu gewinnen und ihn sexuell zu verführen.
Während dieses Spiels zeigen sich bei Ada jedoch doch gewissen emotionale Regungen. Alev dagegen bleibt völlig kalt, ihm bereitet sein eigener zynischer Sadismus offensichtliche Freude. Sie dagegen empfindet zunehmend Mitlied mit Smutek und will ihn aus diesem Spiel herausholen. An einer anderen Stelle ist ein Anflug von Eifersucht auf Odetta zu erkennen, als sie vermutet Alev, der von sich selbst behauptet impotent zu sein, könnte auch zu ihr eine enge Freundschaft pflegen. Um Smutek zu retten, will Ada aus dem Spiel aussteigen. Alev will sie zum weiterspielen zwingen, woran sich zeigt, dass ihm das Spielen die einzige Erregung bereitet, während auch Ada für ihn kaum mehr als eine Figur auf seinem geistigen Schachbrett ist.
Ada kommt jedoch nicht mehr zu den erpressten Verabredungen mit Smutek, woraufhin dieser, von Ada bereits über ihren Ausstieg informiert, seine gewonnene Stärke erkennt und Alev verprügelt. Auch dieses Ende des Spiels scheint Alev als interessante Überraschung und Wendung zu betrachen und unternimmt nichts um sich zu wehren.
Es kommt zur Gerichtsverhandlung, bei der sowohl Alev als auch Smutek angeklagt sind. Ada, als das sexuell misshandelte Opfer nimmt bloß eine Zeugenrolle ein. Die Richterin Sophie, die vor Beginn der Verhandlung kurz vorgestellt wird, erweist sich in der knappen Charakterisierung als eine ähnlich gefühlskalte und nihilistische Person wie Ada, was für den Ausgang der Verhandlung von entscheidender Rolle ist. Nachdem Ada eine vorbereitete und durchdachte Aussage macht, die viel mehr einem Plädoyer ähnelt, ist die Richterin so von der Sache fasziniert, dass sie die beiden Angeklagten mit jeweils viel zu geringen Strafen in die Freiheit entlässt.
Nun das Ende: Ada trifft Alev ein letztes Mal. Beide versichern sie sich, sie hätten auf ihre je eigene Art, einander geliebt. Alev wird das Land verlassen und woanders weiter aus die Schule gehen. Er beabsichtigt weiterhin seine sadistischen Spiele mit Menschen zu spielen und prophezeit ihm und Ada ein Wiedersehen falls diese mit 40 noch immer allein sei. Smutek und Ada dagegen fühlen sich einander durch die Geschichte verbunden, er jedenfalls liebt sie, was sie für ihn empfindet bleibt offen. Liebe ist es jedenfalls sicherlich nicht. Vielleicht die kleine Hoffnung dem Leben doch noch eine Seele entlocken zu können. Die beiden brennen gemeinsam durch und verschwinden in den weiten der Welt!
Soviel zum Inhalt, es bleibt die Bewertung: Die Story ist faszinierten, intelligent, erschreckend und fesselnd zugleich. Wie in den meisten literarischen Darstellungen von Kindern und Jugendlichen werden zwar Ada und Alev reichlich unrealistisch für das entsprechende Alter gezeichnet, aber das kann der Faszination der Geschichte keinen Abbruch tun. Jugendlich handelt Ada außerdem allemal, auch wenn ihre Eloquenz und ihr Scharfsinn mit überdurchschnittlicher Intelligenz nicht zu erklären sind. Trotzdem, die Radikalität ihres Denkens, ihr Absolutheitsanspruch der eigen Wahrnehmungswelt, sind einem jugendlichen Geist durchaus typisch. Nihilismus als eine jugendliche Tugend?
Freitag, 15. Februar 2008
Aktuelles Buch: So viel Zeit

Nebenbei habe ich vor ein paar Tagen mit der Lektüre von Frank Goosens neuem Roman So viel Zeit begonnen. Nach mehreren "Altherrenbüchern" musste jetzt mal wieder "Popliteratur" her! Obwohl ich mir jetzt, nach hundert Seiten, doch nichtmehr so ganz sicher bin, ob es nicht trotzdem eine Geschichte von angehenden Altherren ist, die Goosen hier erzählt. Nein, so schlimm ist's nicht, und das Buch läßt sich auch ganz gut an. Es geht um ein paar Jugendfreunde, die jetzt mitten in den Vierzigern stecken, beruflich zwar fast alle erfolgreich aber im Privaten teilweise ziemlich frustriert sind. So kommt es, dass sie zunehmend von der berüchtigten Midlife Crisis gebeutelt werden und sich bei ihren rituellen Doppelkopfabenden in den Kopf setzen, sie sollten es vielleicht doch nochmal mit ihrer Jugendidee einer Rockband versuchen. Auf geht's - Schotter haben die meisten von ihnen genug - zum nächsten Musikladen und Equipment kaufen.
Was daraus wird, wir werden sehn. Ein Problem haben die Freunde Konni, Rainer, Bulle und Thomas, der etwas jünger als die anderen ist und nicht zur unsprünglichen Jungendclique gehört, jedoch: Ole, der ehemalige Mittelpunkt des Freundeskreises ist weg, in Berlin, und die anderen haben schon eine ganze Weile nichts mehr von ihm gehört. Und eine richtige Rockband besteht nicht aus Vieren, sondern hat 5 Members!
Wie zuletzt beim neuen Philip Roth, werde ich wieder in lockerer Folge in einem Lesetagebuch eine kurze Inhaltsangabe und meine sonstigen Erlebnisse bei der Lektüre notieren.
Grad hab ich hier beim Literatur-Café noch ein Podcast zum Buch gefunden. Frank Goosen im Interview auf der Buchmesse 2007. Außerdem bei Focus Online eine sechsteiliger Viedopodcast über den Roman und Aufnahmen, die den Autor beim Vorlesen im Studio zur Hörbuchausgabe zeigen.
[weiter zu Teil 2]
Musikerlebnisse der Woche

Das Gloria war schon recht voll, doch dank der leicht stufig abfallenden Theater-Arena hatten wir einen Platz, von dem aus die ganze Bühne schön zu überblicken war. Selten so gute Sicht gehabt auf Konzerten! Bin halt doch nicht so der Riese. Gespielt wurde vor allem die letzte Platte In our bedroom after the war, aber auch einige ältere Stücke. Die Band fands anscheinend auch ziemlich toll im Gloria zu spielen! Auf der letzten Tour sah das noch ganz anders aus, da war in Köln Station im Gebäude 9. Auch ne gute Location, wie ich finde, aber das Gloria ist dann doch eine Ecke größer. Und der Sound im Gebäude ist auch nicht wirklich prima. Der war dafür am Montag wirklich sehr gut. Und Amy Millan, singt einfach schön! Auch wenn sie dem Publikum etwas zu oft den Rücken drehte. Das lag aber vielleicht auch daran, dass die Band so viele Zuhörer auf einmal noch nicht so gewohnt sind. Wer die Stars (Homepage der Band) nicht kennt, sollte unbedingt mal reinhören. Geht ein bisschen quer durch mehrere Stilrichtungen, Indie mit leichtem Trip-Hop Touch und das alles ein wenig poplastig. Aber toll!

Rocky spielte querbett aus seinen Songs. Von welchen Platte die jeweils waren, weiß ich gar nicht genau, dazu hatte ich die Lieder noch zu wenig gehört. Das wird sich jetzt ändern!
Bilder von: http://puddlegum.net und http://jerusrockblog.blogspot.com/