Mittwoch, 27. Februar 2008

Die Liebe in Zeiten der Cholera...

...oder: Wie Babyface Romeo zum Don Juan wurde! Weltliteratur oder nur eine megakitschige Schmachtschmonzette? Gut, ich habe das Buch nicht gelesen, nur gestern den Film gesehen. Daher darf ich an dieser Stelle nicht über den gleichnamigen Roman von Gabriel García Márquez urteilen, der ganz ohne Zweifel ein herausragender Schriftsteller bedeutender Werke ist. So urteile ich hier nur über den Film den ich gestern gesehen habe.
Ort der Handlung ist Kolumbien Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter Kolonialverwaltung. Und die Story lässt sich auf den einen Nenner "rührselige Kitschromanze" zusammenfassen. Das edelmütige Muttersöhnchen Florentino verliebt sich in Fermina, die Tochter eines dumpfbackigen, tyrannischen Maultierhändlers der leider trotz oder vielleicht gerade wegen seines schlechten Charakters zu einigem Kapital gekommen ist. Dieser Vater bildet sich, ganz nach den gängigen Klischeebildern über Proletariatsreichtum, natürlich ein, seine Tochter müsse in die Aristokratenliga einheiraten um der Familie den ihr nun gebührenden Platz in der Gesellschaft zu sichern. Da kommt so ein lumpiger Schreiber eines Telegraphenamtes natürlich nicht in Frage, so wird alles unternommen um den Beiden die Liebe, die unerträglich und unsterblich geworden ist, obwohl sie sich bisher nur ein paar Briefe hin und her geschoben hatten, zu verwehren. Er schleppt seine Tochter auf's Land zu Verwandten wo sie ihren romantischen Quatsch vergessen soll!
Das macht Fermina dann auch nach gewisser Zeit, Florentino wird ihr in seiner unerschütterlichen Liebe unheimlich und zum 'Schatten'. So heiratet sie dann irgendwann lieber einen wohlhabenden Arzt 'der so gut riecht'! Nicht so unser Romeo, für ihn ist das Leben nur noch eins: die Liebe zu seiner 'gekrönten Göttin' (haha)! So frisst die Sehnsucht an ihm, er wird älter und älter, jedoch spart er sich auf, für den Tag an dem sie endlich die seine ist. Bis seine Mutter eingreift, die irgendwann das Unglück ihres Sohnes nicht länger ertragen kann, ihn von seinem Onkel, der Präsident der Flussschifffahrtsgesellschaft ist, an einen Ort, weit im landesinneren versetzen lässt.
Unterwegs auf dem Schiff kommt es zum Wandel: Der keuscher Romeo wird doch tatsächlich das Opfer einer schandhaften Nymphomanin, dei ihn in ihre Kammer zerrt und ganz dreist vergewaltigt! Was ihm nicht schlecht zu gefallen scheint, versucht er doch später im hin und her Wandeln vor besagter Kabine, die Situation zu wiederholen. Leider ohne Erfolg, die drei Schönheiten die sich dort einquartiert hatten gehen von Bord ohne wieder zuzuschlagen.


Auf geht's zurück, mit Schuldgefühlen geplagt, in die Nähe seiner Angebeteten! Dort wird jedoch bald seine andere Seite geweckt, denn auch in ihm steckt ein rechter Lüstling. So kommt er bis in hohe Alter, fit und aktiv, auf über 600 flachgelegte hübsche Damen, worüber er von Beginn an gründlich Buch führte. So geht's dann fort, sein Leben und das ihre (Ferminas), bis deren Arzt dann doch am Ende vor ihr stirbt - übrigens in einer Szene die auch am Anfang des Filmes steht - und Florentino seinen Tag gekommen sieht. Kurzum schmeißt der 72 jährige die nackte 20 jährige Schönheit aus seiner Hängematte um zur frischen Witwe zu eilen und seine ewige Liebe zu gestehen. Die schmeißt ihn raus und ist empört, was auch sonst. Doch mit seinen Briefen die er ihr in der Folgezeit schreibt gewinnt er erneut ihr Herz, so dass die Liebenden am Ende vereint auf einem seiner Schiffe - mittlerweile hat Florentino die Positon seines Onkels eingenommen und ist damit zu einigem Wohlstand gekommen - romatisch in der Kiste liegen und ewig durch die wunderschönen Landschaften Kolumbiens fahren können! Über das Boot hat der Kapitän extra die Choleraflagge gehisst, so dass die Reise ohne Passagiere und ohne Zwischenstop gehen kann. Hach, wie schön!

Und die Essenz von der Geschicht'? Dass Beharrlichkeit zum Ziele führt!? Na schönen Dank! Auf ein Ziel wie es im Film dargestellt wird, am Lebensende dann doch endlich die Erfüllung zu finden in Vereinigung mit dem ewigen und einzigen Objekt des Verlangens? Nö, viel zu langweilig! Dann doch lieber Erfüllung auf andere Art. Viel mehr ist es ganz schön erschütternd, wie Florentino dann am Ende endlich seine 'gekrönte Göttin', die nackte Fermina, vor sich stehen hat, die dann natürlich ihre Schönheit schon verloren hat. Und auch das zweisame Glück wird nur noch von kurzer Dauer sein.

Daneben streut der Film, entsprechend des Titels noch gelegentlich Sekundeneinblicke in die Zeiten und Schreckens des Bürgerkrieges und der Cholera mit ein. Schließlich muss der Name auch irgendwie noch seinen Sinn tragen. Dies jedoch wirklich nur in winzigen Passagen, es würde ja sonst das herzblutende romantische Gefühl der Zuschauer zu sehr belasten. Wie weit diese Thematik in Márquez' Roman vertieft wird weiß ich nicht und werde es wohl auch nie erfahren. Mit persönlich reicht der gestrige Einblick in das Leben Florentinos und Ferminas. Da nehme ich mir dann doch lieber demnächst das schon lange bei mir auf der Warteliste stehende Hundert Jahre Einsamkeit vor!

Wem der Sinn nach Schmacht und Schmotz steht sollte sich Die Liebe in Zeiten der Cholera ansehen, allen anderen ist dann doch vielleicht eher abzuraten (denen wird meine doch recht ausführliche Zusammenfassung sicherlich ausreichen), da auch die schauspielerischen Leistungen starkt zu wünschen übrig lassen. Wirkt alles sehr gestellt und künstlich. Gefühle werden nur klischeehaft dargestellt. Für Bollywood-Fans jedoch bestimmt genau das Richtige!

Keine Kommentare: