Samstag, 1. März 2008

So viel Zeit, Lesetagebuch - Teil 2

Die Anfänge der Lesenotizen zu Frank Goosens Roman sind mittlerweile schon etwas nach unten gerutscht. Bin zur Zeit anscheinend ein bisschen produktiver was die Bloggerei angeht. Daher werd ich die einzelnen Teile mal miteinander verlinken. Hier gehts zum ersten Teil.

So viel Zeit ist, soviel kann ich jetzt nach etwas über 200 Seiten sagen (ja, wie gesagt, ich lese langsam und gemächlich!) ein witzig geschriebener Unterhaltungsroman. Das ist nicht abwertend gemeint, mir gefällt das Buch, vom Hocker reißt es mich allerdings nicht und ich bin auch nicht regelrecht gefesselt. Was man ja auch am Lesefortschritt bereits erkennen kann.

Die 4 Jungs - die sie gerne noch wären mit ihren 40 Jahren und mehr - beschließen also die Rockband zu gründen, von der sie schon im Teenageralter geträumt hatten. Das fünfte Mitglied und damit der unersetzliche Part einer "richtigen Rockband" muss allerdings erst aus Berlin geholt werden. Ole, der schon frühere Kopf der Clique und auch in der Band wieder der heimliche Leader, schlägt sich mittlerweile in Berlin mehr schlecht als recht durchs Leben. Ein Kind mit einer Frau die nichts von ihm wissen will, er selbst lebt in einem Prenzelberger Hinterhaus von Hartz IV, seine Matraze auf zwei Paletten und die Unterhosen noch aus der Teenagerzeit. Irgendwie hört sich das leider ein wenig klischeehaft an und so ist es auch.

An dieser Stelle kann ich auch die anderen mal kurz charakterisieren. Im Jokers Bücher-Wiki schreibt jemand, sie steckten nicht in einer Midlife Crisis. Nun, ein schwammiger, und wie ich finde dämlicher, Begriff ist das ohnehin, aber wenn er irgendeinen Inhalt hat, dann trifft er auf einige der Jungs garantiert zu. Also Midlife Crisis, na klar!
Rainer, gut verdienener Steuerberater, Haus, Ehefrau Brigitte und zwei Kinder (Tocher und Sohn). Eigentlich könnte alles gut laufen, doch Brigitte nagt an zunächst unbegründeter Eifersucht und auch insgesamt wirkt die Familie ein bisschen entfremdet. So fängt Rainer irgendwann eine Affäre mit der Auszubildenen seiner Steuerkanzlei an, wohl um seiner Frau endlichen einen Grund für ihre Eifersucht zu geben. Und zu einem echten Rochstar gehört eben Sex mit jungen Damen genauso dazu wie Zigaretten und Alkohol. Dass sie es drogentechnisch dabei belassen wollen, hatten sie während der Bandprobe entschieden.
Bulle, Arzt in der Krebsstation irgendeines Krankenhauses. Seine Frau Marianne ist vor einiger Zeit selbst an Krebs gestorben. Das frisst an ihm. Er hat seine Frau geliebt, vermisst sie und hat diffuses Schuldgefühle weil er ihr nicht helfen konnte. Seine beiden Töchter leben bei ihm und neuerdings auch der aus Berlin zurückgeholte Ole.
Konrad Beckmann, besser bekannt als Konni, Deutsch- und Religionslehrer (wenn ich mich richtig erinnere). War gerade mitten am Hausbau als seine Frau in wegen eines anderen verlassen hatte. Jetzt sitzt er da, die halbfertige Hütte, ohne Frau und einigermaßen deprimiert. Eine junge Kollegin interessiert ihn ein wenig, doch traut er sich noch nicht so richtig an sie heran.
Und zuletzt Thomas, der etwas jüngere, nicht aus der ursprünglichen Schulclique stammende, aber jetzt treuer Doppelkopfkollege und neuerdings Bandmember von Mountain of Thunder (der verunglückte Name der Band). Er war einmal etwas erfolgreich als Romanschreiber. Doch die Zeiten sind vorbei, jetzt hält er sich mit literarisch wertvollen Bildbeschreibungen für Pornoheftchen oder Internetbildergeschichten über Wasser. Mit seiner wesentlich jüngeren Freundin Corinna läuft es, abgesehen vom Sex, auch nicht besonders. SIe stresst gerne mal rum, wenn er mit seinen Kumpels Doppelkopf spielt und dabei geraucht und getrunken wird.

Und da stehen wir jetzt. Mitten in der Geschichte. So langsam wird das mit der Musik auch was. Mountain of Thunder haben ein paar Stücke drauf und wollen sich demnächst an den ersten Auftritt wagen um sich vorzubereiten auf den großen Gig beim Stufentreffen der alten Gymnasiums.

Wie gereits gesagt, der Roman liest sich gut und ist stellenweise auch richtig witzig. Bietet auch interessante Einblicke in Männerfreundschaften und deren Gedanken und mögliche Probleme im fortschreitenden Alter. Der Kampf gegen das Alter und der Versuch die Jungend zurückzuholen. Was soll das sein, wenn keine Midlife Crisis? Fühlt sich nicht sogar der jüngere Thomas an einer Stelle seltsam, weil er darüber nachdenkt, dass er vielleicht die Hälfte seines Lebens schon gelebt hat ohne bisher großes erreicht zu haben. Er dachte dabei gerade über eine Alternative zu Klitoris und Kitzler nach.
Was mich etwas stört an der ganzen Sache: Es ist alles ein wenig klischeehaft. Die Jungs fahren nach Berlin und bekommen an der Raststätte Ärger mit ein paar Proleten die sie dann jagen und am nächsten Stopp gibt's ne kleine Schlägerei. Ja sicher! Sehr glaubhaft. Aber ein paar Handgemenge dürfen in einer echten Rockband eben auch nicht fehlen!

Soweit bisher, mal sehen was die letzten 150 Seiten bringen...

[und weiter zum Ende, dem 3. Teil]

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